Schwarze Sommernächte
Pirschseminar bei Max Götzfried
Langsam wird es kalt an deinen Füssen, die Socken nehmen die Feuchtigkeit des Bodens auf und fühlen sich schon klamm an. Hin und wieder wieder trittst du auf einen spitzen Stein, aber das ist dir egal. Schliesslich stehen die Sauen nur wenige Meter von Dir entfernt im Weizen, ab und an ein Grunzen, ein Quicken und das genüssliche Schmatzen verraten dir, neben dem Geruch, ihre Anwesenheit. Die Wärmebildkamera verrät dir Größe und Geschlecht und den genauen Standort der Stücke….du hälst den Atem an, jetzt nur keine falsche Bewegung, trotz des Adrenalins das durch deinen Körper rast zwingst du dich ruhig und flach zu atmen….
„Ihr müsst unbedingt mal zu unserem Seminar kommen“ – der Einladung von Alena Steinbach auf der Jagd und Hund in Dortmund folgten einige Whatsapp-Nachrichten und Emails, dann endlich hatten wir – Hannah und ich – einen Termin gefunden, der passte.
Irgendwann, nach zahreichen Veröffentlichungen über seine Erlebnisse mit Schwarzwild in Print- und anderen Medien hatte sich Max entschlossen, sein umfangreiches Wissen über das von ihm liebevoll „Borstenfies“ genannte Schalenwild auch praktisch an andere Jäger weiter zu vermitteln. Nachdem einige befreundete Jäger das mit „Schwarze Sommernächte“ titulierte Pirschseminar in den höchsten Tönen gelobt haben, fuhren wir mit großen Erwartungen nach Darmstadt. Und um es vorweg zu nehmen – wir wurden nicht enttäuscht. Allein schon die malerische Jagdhütte war die Reise wert…
Nach der Begrüßung und kurzer Vorstellungsrunde der Teilnehmer ging es auch gleich mit dem theoretischen Teil los. Max referierte über die verschiedenen Bejagungstechniken und stellte dabei auch die von ihm verwendeten Hilfsmittel, Schuhwerk, Bekleidung, Waffe, Optiken und allerlei nützlichen Kleinigkeiten vor. Im Anschluss daran ging es dann raus ins Revier, wir fuhren verschiedene Plätze an und erkundeten Ein- und Auswechsel der Sauen, studierten die Schadflächen und erfuhren dabei vieles über die Gewohnheiten des Schwarzwildes. Hier wurde uns auch klar, dass ein erfolgreiches Pirschen eine wirklich gute Kenntnis der Flächen, der Wege, der Hindernisse und Topographie voraussetzt, denn schliesslich ist es stockdunkel, wenn es dann auf die Pirsch geht.
Zurück an der Jagdhütte wurden wir mit feinen Wildbratwürsten und – vielen Dank an Ralf – mit Pralinchen verköstigt. Aufgrund der Tatsache, dass um 21 Uhr das Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft bei der Fussball-EM anstand, hatte das Team einen Fernseher besorgt, der pünktlich zum Spielbeginn dann auch tatsächlich Empfang hatte – die Sauen mussten noch warten. Offensichtlich war das TV-Gerät aber nicht auf ein Elfmeterschiessen eingerichtet – just zu Beginn desselben verweigerte es seinen Dienst. Dank moderner Mobilfunktechnik konnten wir aber den Ausgang des Spieles auf diversen Telefonen und einem Laptop verfolgen. Durch das Ergebnis motiviert, brachen wir um Mitternacht zum zweiten Praxisteil des Seminares auf – nun sollte es tatsächlich den Borstenfiesen an die Schwarte gehen. Ich war sehr gespannt, ob es tatsächlich gelingen würde, mit einer Gruppe von 15 Personen überhaupt in die Nähe einer Rotte zu gelangen, ohne diese gleich in die Flucht zu schlagen…